Dosenkiwi

[fast ohne Spoiler]

Brno

Anmerkung: Aus zeitlichen Verschleppungsgründen können die folgenden Posts etwas knapper ausfallen als gewohnt. Ich berufe mich auf „besser kurz als gar nicht“.

Nach der zweiten zweiwöchigen Interrail-Reise war ich eigentlich ziemlich platt. Aber die erste Wochenendreise mit dem Radfahrer war nunmal schon geplant und gebucht. Wir gingen es langsam an, machten viele Pausen und haben doch so einiges gesehen.

Festung Špilberk, ein hell gestrichenes Schloss mit einer Art Glockenturm vor bewölktem Himmel

Am Freitag nach unserer Anreise bezogen wir unsere temporäre Homezone, kauften ein und spazierten zum Abendessen in ein vegetarisches Lokal, das ich vorab herausgesucht hatte: Vegalité. Von der Online-Beschreibung her hatte ich mir ein schickes Hipsterlokal mit modernem Design erwartet. Positiv überrascht war ich dann von dem schmucklosen Kellerlokal, das im Eingangsbereich eine Ampel hängen hat und mit Käuzchen-Vibes aufwartet. Weil die Gerichte so interessant klangen, bestellten wir zwei Vorspeisen und zwei Hauptspeisen und nahmen dann den Großteil der Hauptspeisen für Samstag mit nach Hause. Die von mir ausgesuchte Vorspeise war „Auberginen-Kaviar“. Hatte allerdings mit Kaviar nichts zu tun, ich hätte es eher als Tatar bezeichnet. Gewürzt waren die geschredderten Auberginen mit extrem viel Knoblauch und die vier Scheiben Brot waren auch nötig, um diese Knoblauchmenge etwas abzumildern.

zentraler Marktplatz in Brno, im Vordergrund Liegestühle vor einer Pestsäule, dahinter ein weiter Platz, der von einem altmodischen Hotel begrenzt wird

Am Samstag ließen wir uns Richtung Festung Špilberk treiben. Unter bewölktem Himmel umrundeten wir die Festung, um die herum auch viele Kunstobjekte zu finden sind. Meine Fotos davon sind leider alle nicht so aussagekräftig, daher beschreibe ich drei Objekte hier kurz:

  • Auf einem runden Steinsockel befindet sich ein runder Metallteller. Am Rand dieses Tellers liegt die Skulptur eines Wales, er liegt auf der Seite, scheint angeschwemmt und tot zu sein. Die Außenfläche des Sockels ist dünkler, aber von weißen Streifen durchzogen. Das ergibt den Effekt, als würde der Sockel um den Wal weinen.
  • In einem Seitenbereich des Burggartens, der jedoch hinter einer Gittertür nicht zugänglich war, entdeckte ich die weiße Skulptur eines Astronauten.
  • Unten im Burggraben sahen wir eine etwas verstörende Statue. Aus dem Rasen ragen zwei Beine hervor, es ist, als wäre der restliche Körper, also etwa von der Hüfte an aufwärts, im Rasen vergraben. Die Fußsohlen zeigen in die Luft. Auf den Fußsohlen balanciert ein roter Klappstuhl.

modernes Gebäude mit hohen Glasfenstern, auf dem Dach sind feiernde Menschen zu sehen, dahinter ragt der Turm des Rathauses in den Himmel Nahaufnahme des Rathausturms von Straßenniveau aus, unten zentral eine christliche Dekoration mit fünf Säulen, wobei die mittlere Säule oben einen Knick hat Ausblick vom Turm des Rathauses, zentral der Festungsberg und das davor gelegene Kloster, rechts dahinter die untergehende Sonne Ausblick vom Turm des Rathauses, unten im Vordergrund eine Dachterrasse mit feiernden Menschen, dahinter ragen die Türme einer Kathedrale in den Himmel

Nach einer ausführlichen Nachmittagsruhe entschieden wir uns, am Abend noch den Turm des Rathauses zu besteigen. Das erwies sich als ausgezeichnete Idee, die Aussicht war herrlich. In alle Richtungen streift der Blick weit über die Häuser und Kirchen der Stadt. Rechts hinter dem Festungsberg schickte sich die Sonne an, am Horizont zu versinken.

Froschperspektive, im Vordergrund sitzen zwei metallene Frösche auf einem Gitter, dahinter etwas unscharf das Moravské Zemské Muzeum

Den Sonntag verbrachten wir gemütlich mit Spaziergängen durch die Stadt (um den einen oder anderen Adventure Lab abzuschließen) und einer Straßenbahnfahrt zu einem etwas außerhalb gelegenen Park. Interessant fand ich auch die immer wieder vorkommenden österreichischen Beschriftungen an Häusern wie zB „Erstes Stadtbrauhaus & Bierhalle“ (das Schild wurde definitiv mal erneuert) oder „Brünner Turnverein 1878“ (vermutlich auch mal saniert, könnte aber durchaus auch damals schon so ausgesehen haben).

Nach Mitbringsel-Einkäufen traten wir am Montag gegen Mittag die Heimreise mit der Bahn an. Wäre ich alleine unterwegs gewesen, hätte ich sicher mehr Geocaches geschafft und viel weniger ausgerastet. Gut, dass ich diesmal in Gesellschaft des Radfahrers unterwegs war, die Ruhe war nötig und hat mir sehr gut getan.

Paris

Anmerkung: Aus zeitlichen Verschleppungsgründen können die folgenden Posts etwas knapper ausfallen als gewohnt. Ich berufe mich auf „besser kurz als gar nicht“.

Paris überforderte mich komplett. Nach zwei Wochen auf Reisen und doch seit Brügge eher abseits der Tourist:innenmassen unterwegs, war die Menge an Menschen schlicht zu viel für mich. Was ich außerdem nicht empfehlen kann: Ich hatte mehrere Stunden Zeit, um vom Gare du Nord, wo ich aus dem Norden ankam, zum Gare de L’Est zu gelangen. Die Bahnhöfe liegen eigentlich nicht weit voneinander entfernt. Ich dachte, da könnte ich doch meinen Koffer den ganzen Tag mitschleppen. Keine gute Idee. Kann ich nicht empfehlen, nie wieder.

Bahnhofsgebäude des Gare du Nord, das Gebäude ist mit vielen Säulen und Statuen dekoriert und hat über dem Eingangsportal ein Glasfenster mit einer Uhr

Aus unter anderem Koffergründen hatte ich mir einen Virtual ausgesucht, der in der Gegend lag und interessant klang: Les toits de Paris. Von der Dachterrasse der Galeries Lafayette ergibt sich eine wunderbare Aussicht auf die Stadt. Unter anderem blickte ich auf die Rückseite der berühmten Pariser Oper und auch der Eiffelturm ist in der Ferne zu sehen. Die Nachteile: Zuerst natürlich viele andere Menschen. Und dann hatte ich es auch echt schwer, den Zugang zur Dachterrasse zu finden. Und mit dem oben erwähnten Koffer im Schlepptau macht es einfach keinen Spaß, kreuz und quer durch das riesige Einkaufshaus zu laufen, um den richtigen Aufzug zur Dachterrasse zu finden.

monumentales Glaskuppeldach im Inneren der Galeries Lafayette, zu sehen ist die opulente Glaskuppel und zwei Stockwerke darunter, vom obersten Stockwerk ragt ein Glasgang in den Kuppelbereich hinein

Nachdem ich glücklich den Ausgang aus der Shoppinghölle gefunden hatte, umrundete ich das sagenumwobene Gebäude der Pariser Oper. Zu diesem Zeitpunkt hängte sich der Koffer bereits deutlich an. Das resultierte auch darin, dass ich bei der Ermittlung der Variablen für den Earth Cache ungeduldig wurde. Deshalb zog sich die Beantwortung auch bis genau jetzt (Ende September) hin.

Rückansicht der Pariser Oper Palais Garnier,

Paris war die letzte Station dieser langen Interrail-Reise, von der ich erschöpft, aber mit vielen neuen Erfahrungen zurück kehrte. Es waren insgesamt sehr tolle Erlebnisse, von denen ich viel für zukünftige Reisen lernen konnte.

Dieppe

Anmerkung: Aus zeitlichen Verschleppungsgründen können die folgenden Posts etwas knapper ausfallen als gewohnt. Ich berufe mich auf „besser kurz als gar nicht“.

Die Fähre brachte mich von Newhaven nach Dieppe und damit auch von Großbritannien wieder in die Europäische Union. Daher auch Passkontrollen nach dem Verlassen der Fähre. Zu Fuß ankommen ist irgendwie nicht wirklich vorgesehen. Es gibt einen Parkplatz und die meisten Fußgänger:innen von der Fähre wurden von anderen Menschen mit einzelnen PKWs abgeholt. Ich hatte mich zum Spaziergang in die Stadt entschlossen, der fiel dann doch etwas anstrengender aus als erhofft.

Brücke im Hafen von Newhaven, links eine Eisenkonstruktion, die den Fußweg in der Mitte vom Autoverkehr abtrennt, rechts ist das Hafenbecken mit vielen Booten zu sehen

Das Einchecken in meine Unterkunft klappte problemlos. Beim Buchen hatte ich offenbar nicht gut aufgepasst, die Unterkunft war auf eine ganz spezielle Art sehr rustikal. Eingang ebenerdig, dort eine Badewanne auf Eisenfüßen und ein Waschbecken, die Treppe hinauf dann ein großes Wohnzimmer mit Küche. Der Schlafbereich war dazwischen auf einer hölzernen Konstruktion untergebracht. Aber für die eine Nacht hat es schon gepasst.

„Café de Tribunaux“, ein helles altmodisches Gebäude mit einem Turm mit Uhr oben drauf, der Gastgarten vor dem Haus liegt bereits zur Hälfte im Schatten

Zuerst spazierte ich in die Stadt, ich wollte natürlich meine Geocaching-Streak verlängern. Ich suchte dann lange und vergeblich nach dem einen Traditional in Gehweite. Schließlich gab ich auf und freundete mich mit meinem Schicksal an: Dann musste ich zurück ans Meer, um den dortigen Earth Cache „Falaises et Galets – Dieppe“ zu lösen. Und das war ein absoluter Glücksfall.

schäumende und spritzende Wellen am Steinstrand von Dieppe, das Abendlicht kommt von links, rechts wird der Himmel bereits dunkler

Der Wind, der bereits unter der Fähre das Meer aufgewirbelt hatte, ließ auch am Strand von Dieppe nicht locker. Das Rauschen der Wellen, das sprühende Wasser, es war ein wunderbares Naturschauspiel. Ich fühlte mich erinnert an einen Lieblingsfilm aus meiner Kindheit: Das Letzte Einhorn. Achtung Spoiler: Dieser endet damit, dass die anderen Einhörner, die von einem verbitterten König und seinem roten Stier im Meer gefangen gehalten wurden, aus dem Meer zurück ans Land strömen. Daran haben mich diese Wellen erinnert.

Foto aus Froschperspektive, Steinstrand im Vordergrund, vor dem Meer stehe ich, eine Person in Jeans und Hoodie mit Kugelschreiber im hochgesteckten Haar, mit dem Rücken zur Kamera und mit beiden Armen nach oben und zur Seite gestreckt

Das Strandlokal hatte noch geöffnet und so gönnte ich mir nach Ermittlung der Informationen für den Earth Cache ein teures, mittelmäßiges Abendessen. Aber da ich dabei weiterhin auf den Strand und die Wellen und die untergehende Sonne schauen konnte, war es jeden Cent wert.

Innenhalle des Bahnhofs von Dieppe, das Dach ist eine Konstruktion aus Holzbalken und Metall, das Licht durch die Dachfenster taucht die Halle in ein warmes Licht, ein gelbes Plakat mit drei großen roten Schiffen bewirbt ein Event, das vermutlich eine Schiffsparade ist

Schon am nächsten Tag verließ ich Dieppe in Richtung der großen Stadt: Paris. Der Bahnhof von Dieppe ist außen langweilig und innen sehr altmodisch und schön. Ein längerer Aufenthalt in Dieppe lohnt sich aus Geocaching-Gründen eher nicht, aber das Meer und die Küste sind hier wunderschön.