Dosenkiwi

[fast ohne Spoiler]

Mit dem Glacier Express von Chur nach Zermatt

Eines der Bahn-Highlights meiner Reise war die Fahrt mit dem Glacier Express, eine spektakuläre Strecke, die von einem Panoramazug mit extra großen Fenstern befahren wird. Das ermöglicht den Fahrgästen tolle Ausblicke auf das Schweizer Bergpanorama. An Bord wird (auf Vorbestellung) Essen serviert, die Preise für Getränke sind noch jenseitiger als sonst schon in der Schweiz.

Broschüre zum Glacier Express mit dem Text „Window to the Swiss Alps“ und „Willkommen an Bord“ in 6 Sprachen, ein Foto eines Zuges auf einem hohen Viadukt, die Broschüre liegt auf einem Tisch im Waggon, dahinter Serviette, zwei Gabeln und eine Brille

Es ist eine spezielle Gesellschaft, die hier fährt. Mir gegenüber saß Kirk aus Colorado, links von uns ein Paar aus Utah und eines aus Dänemark. Alle hatten Essen vorbestellt und sparten auch nicht an den Getränken. Kirk erzählte viel von seiner ausgedehnten Europareise und stellte mir Unmengen Fragen über europäische Politik. Dass ich über das politische System in der Schweiz und in Frankreich deutlich weniger Bescheid wusste als über das meines Heimatlands verwunderte ihn sichtlich. So viele kleine Staaten und alle haben ihre eigenen Gesetze …

schneebedeckte Bergkette vor strahlend blauem Himmel, eine Skipiste kreuzt die ansonsten scheinbar unberührten Berge

Die Fahrt selbst war wirklich sehr besonders, die Aussichten ausgezeichnet, das Wetter meinte es gut mit uns. Jeder neue Ausblick nach einem Tunnel oder einer Kurve wurde von Kirk aus Colorado mit einem „amazing!“ sowie dem Griff zur Kamera kommentiert. Ein Fotostop auf der Strecke ist ebenso Teil des Gesamterlebnisses.

Bahnsteigblick, rechts der rote Waggon mit der Aufschrift „Glacier Express“, im Hintergrund ein Bergpanorama, auf dem Bahnsteig einige Menschen, die von der Kamera wegschauen auf die Berge rundherum

Auf der letzten Stunde der Strecke zwischen Visp und Zermatt gibt es die Möglichkeit, direkt beim Zugpersonal Tickets für die Gornergrat-Bahn zu erwerben, die den besten Blick auf das Matterhorn ermöglicht. Meine Mitreisenden ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Da ich schon am nächsten Tag wieder aus Zermatt abreisen würde, entschied ich mich gegen diese Tourist:innenattraktion. Womit ich rückblickend betrachtet wohl auch die richtige Entscheidung getroffen habe …

kleine Kirche auf einem Steinhügel, schmaler Kirchturm über einem dreiteiligen Glasfenster, die Bildstimmung ist bläulich, wie in einem Tal, in das die Sonne gerade nicht mehr hinein scheint, aber es ist noch hell

Zermatt wirkt wie eine Art Ski-Disneyland. Eine Ortschaft ohne private Autos, bevölkert hauptsächlich von Touristen, die samt ihrem Gepäck von Elektrotaxis transportiert werden. Nach den sechs Stunden im Glacier Express brauchte ich noch einen Spaziergang, der allerdings nicht besonders lang ausfiel, weil es sehr schnell kalt wurde. Ein Cache lenkte mich immerhin zu einer Kirche, um die rundherum Gräber von Bergsteiger:innen verteilt sind. Dabei handelte es sich um die englische Kirche St. Peter’s. Aber auch die Römisch-Katholische Pfarrkirche St. Mauritius beherbergt einen Bergsteiger:innenfriedhof.

der berühmte Berg Matterhorn, noch von der Sonne beleuchtet, im Vordergrund ein Fluss, der sich auf den Berg zuwindet, die Bildstimmung ist bläulich, wie in einem Tal, in das die Sonne gerade nicht mehr hinein scheint, aber es ist noch hell

Mir war die Stadt nicht ganz geheuer. Après-Ski hat mich schon immer eher irritiert, das Disneyland-Gefühl wurde zunehmend stärker. Am nächsten Morgen setzte ich mich in den Zug, um meine Reise an einem weniger seltsamen Ort fortzusetzen.